Den Begriff Säure-Basen-Haushalt haben sicherlich die meisten schon einmal gehört. Auch eine basische Ernährung oder Basenkuren werden immer wieder ins Feld geführt. Doch was verbirgt sich dahinter? Welche Folgen hat eine Übersäuerung für den Körper und die Gesundheit? Sollten saure Lebensmittel wie Essig oder Zitronen besser vom Speiseplan gestrichen werden?

Was ist der Säure-Basen-Haushalt?

Der Säure-Basen-Haushalt ist ein sehr komplexes Thema, das nicht umsonst diverse Bücher füllt. Alle Facetten zu beleuchten, würde den Rahmen sprengen. Zumal die westliche Medizin und die Naturheilkunde in vielen Punkten unterschiedliche Meinungen vertreten.

In einer mehrteiligen Beitragsreihe versuchen wir deshalb mit Blick auf einen gesunden Lifestyle einen Überblick über das Thema zu vermitteln und die wichtigsten Fragen zu klären.

Was ist der Säure-Basen-Haushalt?

Der Säure-Basen-Haushalt beschreibt die Regulierung, die zwischen sauren und basischen Körperteilen stattfindet. Einige Bereiche im Körper brauchen ein eher saures Milieu. Das zählen zum Beispiel der Magen und der Dickdarm. Im Unterschied dazu müssen andere Körperbereiche wie etwa der Dünndarm und das Blut basisch sein.

Wie ein ausgeglichener Wasserhaushalt oder eine normale Körpertemperatur ist auch ein möglichst optimales Verhältnis zwischen Säuren und Basen eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Zellen und die Organe gesund bleiben. Ein funktionierender Säure-Basen-Haushalt schafft somit die Grundlage für einen gesunden Körper.

Was sind Säuren und Basen?

Die entscheidende Kennziffer an dieser Stelle ist der pH-Wert. Er gibt an, ob eine Flüssigkeit basisch oder sauer ist. Bei Basen liegt der pH-Wert über 7, bei Säuren darunter. Wasser hat einen pH-Wert von genau 7 und gilt deshalb als neutral.

Nun sind aber weder Säuren grundsätzlich schlecht noch Basen generell gut. Vielmehr sind wohl extrem saure als auch hoch basische (alkalische) Substanzen schädlich, mitunter sogar giftig. Worauf es ankommt, ist, dass der Körper ein Gleichgewicht zwischen den Säuren und den Basen herstellen kann. Dabei liegt das optimale Gleichgewicht im Körper bei 2 zu 8. Zwei säurehaltige Substanzen sollten also mit acht basischen Substanzen ausgeglichen werden.

Der pH-Wert im Körper verändert sich im Tagesverlauf. Denn beim normalen Stoffwechsel bildet auch ein gesunder Organismus Säuren, beispielsweise um Energie aus Nahrung zu gewinnen. Und solange der Körper die Säuren ordnungsgemäß ausscheiden kann, ist alles in Ordnung.

Der körpereigene pH-Wert lässt sich zu Hause mit einem entsprechenden Teststreifen mithilfe des Urins ermitteln. Arbeiten die Nieren, wie sie sollen, ist der pH-Wert morgens im sauren Bereich. Denn morgens scheiden die Nieren die Endprodukte aus, die vom Stoffwechsel während der Nacht übrig sind. Nach Mahlzeiten klettert der pH-Wert in den basischen Bereich, um dann gegen Abend wieder sauer zu werden.

Was bedeutet Übersäuerung?

Wann eine Übersäuerung vorliegt und was genau damit gemeint ist, hängt davon ab, aus welchem Blickwinkel die Frage beantwortet wird.

Der Körper ist mit einem cleveren Ausscheidungs- und Puffersystem ausgestattet, das ihm dabei hilft, die Balance zu halten. Die beiden wichtigsten Entgiftungsorgane sind dabei die Nieren und die Leber. Sie verwandeln giftige Stoffwechsel-Endprodukte in harmlose Substanzen. Das Ausscheidungssystem leitet die neutralisierten Säuren dann aus dem Körper und stellt damit sicher, dass sich der pH-Wert des Körpers im normalen Bereich einpendelt. Die Ausscheidung erfolgt unter anderem über den Urin, die Haut und die Atmung.

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil tragen dazu bei, dass das System gut funktioniert. Spülen aber äußere Einflüsse zu viele säure-bildende Substanzen in den Körper, müssen die Regelmechanismen Höchstleistungen erbringen. Und wenn die übermäßige Säurebelastung zum Dauerzustand wird, kommt das Puffersystem irgendwann an seine Grenzen. Aus gesundheitlicher Sicht liegt ab dann eine Übersäuerung vor.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist mit Übersäuerung etwas anderes gemeint. Wissenschaftler diskutieren seit langem darüber, ob und in welchem Umfang die Ernährung den Säure-Basen-Haushalt beeinflusst. Mediziner unterscheiden im Zusammenhang mit einer Übersäuerung zwischen einer atmungsbedingten (respiratorischen) und einer stoffwechselbedingten (metabolischen) Azidose. Bei einer akuten Azidose sinkt der pH-Wert des Blutes so weit ab, dass Lebensgefahr besteht und eine sofortige Behandlung erfolgen muss.

Mit einer ausgewogenen Ernährung ist hier auf die Schnelle nichts zu gewinnen. Aus diesem Grund tat sich die Wissenschaft lange Zeit schwer damit, einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und einer Übersäuerung zu erkennen. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Studien, die belegen, dass die vermehrte Aufnahme von schwefelreichem Eiweiß und eine reduzierte Fähigkeit, Säuren auszuscheiden, eine latente Azidose zur Folge haben können.

Wenn die Wissenschaft von einer Übersäuerung oder Azidose spricht, kann sie also zwei verschiedene Dinge meinen. Nämlich zum einen eine akute Erkrankung, die lebensbedrohlich ist und umgehend behandelt werden muss. Und zum anderen eine Übersäuerung des Körpers, die im Laufe der Zeit entsteht und sehr wohl ihre Ursachen in der Ernährung und dem Lebensstil haben kann.

Welche Gründe kann es für eine Übersäuerung geben?

Die Kombination aus einem ungesunden Lifestyle und einer einseitigen Ernährung können auf lange Sicht gesehen eine Übersäuerung des Körpers begünstigen und den Säure-Basen-Haushalt ernsthaft aus dem Gleichgewicht bringen.

  • Zu wenig Obst und Gemüse,
  • Alkohol und Nikotin,
  • Fastfood, Softdrinks und Süßigkeiten,
  • tierische Eiweiße, zum Beispiel aus Milchprodukten, Fleisch und Wurst,
  • synthetische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln wie Konservierungs- und Farbstoffe oder Geschmacksverstärker,
  • zu wenig oder auch zu viel Sport,
  • Stress, Schlafmangel und Sorgen

können Faktoren sein, die den Körper auf eine harte Probe stellen. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, sich hin und wieder einen Burger oder einen Drink zu gönnen. Und auch wenn der Schlaf zeitweise zu kurz kommt oder eine schwierige Phase Ängste hervorruft, gerät nicht gleich alles aus den Fugen. Doch auf Dauer wird eben das Übermaß zum Problem.

Teil II:

Ob Säure-Basen-Haushalt, basische Ernährung oder Basenkuren: Im Zusammenhang mit einem gesunden Lifestyle fallen regelmäßig solche Begriffe. Doch was genau ist damit gemeint? Und wie wirkt sich eine Übersäuerung auf den Körper und die Gesundheit aus?

Der Säure-Basen-Haushalt ist nicht nur ein sehr komplexes Thema. Dazu kommt, dass die Ansichten der westlichen Medizin und der Naturheilkunde in etlichen Punkten ziemlich auseinandergehen. Da es den Rahmen sprengen würde, alle Facetten anzusprechen, verschaffen wir einen Überblick und beantworten die wichtigsten Fragen zu dem Thema.

Dabei haben wir in Teil I des Beitrags geklärt, was der Säure-Basen-Haushalt genau ist, was Säuren und Basen sind, wann eine Übersäuerung eintritt und welche Ursachen eine Übersäuerung haben kann.

Weiter geht’s mit Teil II.

Was passiert bei einer Übersäuerung?

Um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten, muss der Körper die zugeführten Säuren neutralisieren. Allerdings entstehen recht viele Säuren und schädliche Stoffe, wenn die heutige, moderne Ernährung verdaut und verstoffwechselt wird. Zu wenig Bewegung, eine falsche Atmung und nicht genug Mineralstoffe kommen als erschwerende Faktoren dazu.

Schafft es der Körper nicht, die neutralisierten Säuren nach draußen zu transportieren, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sie irgendwo zwischenzulagern. Als Zwischenlager dienen zum Beispiel die Gelenken, das Bindegewebe oder Organe wie die Niere und die Galle. Gelenkschmerzen, Gallensteine oder verengte Blutgefäße können dann mögliche Folgen einer Übersäuerung sein.

Ein anderer Punkt ist, dass der Körper basische Mineralstoffe braucht, um die Säuren zu neutralisieren. Bekommt er über die Ernährung nicht genug Calcium, Magnesium & Co., muss er auf andere Quellen zurückgreifen. Eine Art Vorratskammer, die mit Mineralstoffen gefüllt ist, gibt es aber nicht. Stattdessen muss der Körper die dringend benötigten Mineralstoffe aus dem Bindegewebe, den Knochen, den Zähnen und anderen Stellen herausziehen. Dass das nicht ohne Folgen bleibt, scheint logisch. Jedenfalls aus Sicht der Naturheilkunde. Die westliche Medizin hat an diesem Punkt ihre Zweifel.

Wie macht sich eine Übersäuerung bemerkbar?

Eine Übersäuerung an konkreten Symptomen festzumachen, ist nicht so einfach. Denn eine Übersäuerung gleicht weniger einer Erkrankung, sondern ist eher ein Zustand. Erste Anzeichen können Unwohlsein, sinkende Abwehrkräfte, Müdigkeit und Schlafstörungen sein.

Die Naturheilkunde weist jeder Krankheit, die mit dem Lebensstil zusammenhängt, eine chronische Übersäuerung als Ursprung zu. Abwegig ist das nicht. Denn eine Dauerbelastung des Körpers in Verbindung mit einem Mangel an Nährstoffen erhöht das Risiko einer chronischen Erkrankung deutlich.

Wer sich über Jahre hinweg unausgewogen ernährt und ungesund lebt, hat ein höheres Risiko für Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2007 hat bestätigt, dass eine Übersäuerung der Ausgangspunkt sein kann (Minich et al., 2007).

Wie bleibt der Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht?

Es ist schon mehrfach angeklungen: Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lifestyle sind die richtigen Mittel, um dem Körper dabei zu helfen, den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Natürlich heißt das nicht, dass sämtliche Genussmittel und alles, was Spaß macht, verboten sind. Wer bewusst isst und lebt, kann selbstverständlich hin und wieder über die Stränge schlagen. Gegen Fast Food, Süßigkeiten oder ein alkoholisches Getränk ist nichts einzuwenden, solange alles in Maßen bleibt.

In der Theorie ist es außerdem ziemlich leicht, den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Dafür sind nämlich eigentlich nur drei Dinge notwendig:

  1. eine Ernährung, die dem Körper gut tut

  2. ausreichend Bewegung

  3. die richtige Atmung

  1. Eine ausgewogene Ernährung

Die basische Ernährung teilt Lebensmittel, vereinfach erklärt, in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe besteht aus Lebensmitteln, die Basen bilden, und die andere Gruppe aus Säure bildenden Lebensmitteln.

Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Fleisch und Wurst, Eier oder Milchprodukte belasten den Körper stärker mit Säuren als Obst und Gemüse. Auch Produkte mit Weißmehl oder raffiniertem Zucker zählen zu den Lebensmitteln, die Säuren bilden. Im Unterschied dazu zählen so gut wie alle Obst- und Gemüsesorten zu den Basen bildenden Lebensmitteln. Außerdem gibt es Lebensmittel, die zwar sauer sind, aber trotzdem die Bildung von Basen fördern. Dazu gehören zum Beispiel Zitronen und Apfelessig.

Im Internet und in Fachliteratur finden sich allerlei Listen und Tabellen, die die Lebensmittel in die beiden Gruppen einteilen. Allerdings weicht die Einteilung teils voneinander ab. Zudem ist es schwierig, eine strenge Grenze zwischen guten und schlechten Lebensmitteln zu ziehen.

Denn nicht alle Lebensmittel, die Säuren bilden, sind tatsächlich schlecht. Nüsse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte oder hochwertiger Kakao zum Beispiel gehören zu den Säure bildenden Lebensmitteln. Aber sie sind reich an Mineralstoffen und Spurenelementen und fördern die Verdauung. Sie mit anderen Säurebildnern wie Süßigkeiten, Fleisch oder Nikotin gleichzusetzen, ist schlichtweg falsch.

Statt sich rein auf Tabellen zu verlassen und strikt saure Lebensmittel zu meiden, ist letztlich sinnvoller, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Wer genug basische Lebensmittel wie Kartoffeln, Gemüse und Obst zu sich nimmt, kann sich guten Gewissens auch mal ein Steak oder Schnitzel schmecken lassen.

  1. Ausreichend Bewegung

Sport bringen viele Menschen mit Fitness oder Abnehmen in Verbindung. Doch es geht nicht nur darum, gut auszusehen oder sich als Ausgleich zum Job auszupowern. Der Körper braucht regelmäßige Bewegung, damit er gesund bleibt. Die Bewegung sorgt dafür, dass die wichtigen Nährstoffe im ganzen Körper verteilt werden und so auch in die Areale gelangen, die kaum oder gar nicht durchblutet sind. Gleichzeitig hilft der Sport dem Körper dabei, die neutralisierten Säuren über die Lungen und die Haut auszuscheiden.

  1. Die richtige Atmung

Vermutlich hat jeder schon die Erfahrung gemacht, dass er in stressigen oder beängstigenden Situationen kurzatmig wird. Andersherum können ein paar bewusste, tiefe und langsame Atemzüge dabei helfen, ruhiger zu werden und zu entspannen. Tatsächlich unterstützt eine bewusste Atmung auch das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen. Dabei muss es nicht gleich eine Atemmeditation oder Atemyoga sein. Es reicht schon, hin und wieder ganz bewusst tief durchzuatmen.

Was sind Basenkuren?

Basenkuren verfolgen das Ziel, den Säure-Basen-Haushalt wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Dazu setzen sie zum einen auf eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernähung, kombiniert mit Bewegung und Atemtechniken. Zum anderen kommen Maßnahmen zur Anwendung, die die vorhandenen Säuren auflösen sollen. Das können zum Beispiel Basenbäder, Saunagänge, Massagen, die Einnahme von Bitterstoffen oder das Tragen von basischen Strümpfen sein.

Vor und während der Kur wird der pH-Wert im Urin ermittelt, um auf diese Weise die Entwicklungen zu beobachten. Basenkuren können zu Hause durchgeführt werden. Entsprechende Fachliteratur leitet dazu an. Doch auch Kurzentren und Hotels haben Basenkuren im Angebot.